Auf den Spuren der schwedischen Wikinger

Schweden wird sehr eng mit den Wikingern verbunden, obwohl es das Volk Wikinger nie gab, sondern es sich dabei um unterschiedliche Volksgruppen handelte die zwischen den Jahren 800 und 1050 im nordischen Raum lebten, wobei dänische Wikinger bereits gegen das Jahr 700 nachgewiesen werden können, schwedische Wikinger etwa 50 Jahre später auftauchten und die norwegischen Wikinger dazwischen zu datieren sind, da es sich dort teilweise um Wikinger aus Dänemark, aber auch davon unabhängige Wikinger handelt.
 
Um einen tieferen Einblick in das Leben der Wikinger zu bekommen, kann man insbesondere zwischen einer Runde in Dänemark, einer in Norwegen und einer in Schweden greifen. Während man in Dänemark und Norwegen sehr viel über den Schiffbau findet, handelt es sich in Schweden mehr um die Wohnsituation, den Handel und die Erinnerungen in Form von Runensteinen, unter anderem auch der längsten erhaltenen Inschrift auf einem Runenstein und über 2500 Erinnerungssteinen, wovon rund 500 vom gleichen Bildhauer geschaffen wurden.

Die Wikinger in Trelleborg
Foto: Herbert Kårlin

Wer sich für die Wikinger in Schweden interessiert, sollte dabei allerdings bedenken dass die schwedischen Landschaften und die Küstenform zu jener Zeit völlig anders aussahen als heute, dass der südlichste Teil Schwedens weitgehend von Dänemark aus regiert wurde und in ganz Schweden um diese Zeit nur maximal 100.000 Menschen lebten, verteilt auf eine gigantische Landfläche und, zumindest zu Beginn der Wikingerzeit, unter der Führung zahlreicher Wikingerfürsten stand.
 
Ein Reisebüro das eine Reise auf den Spuren der schwedischen Wikinger plant, wird, zumindest in der Regel, nicht nur alle historischen Stellen der Wikinger besuchen, sondern auch einige der schönsten Stellen Schwedens mit einplanen, denn ein Aufenthalt in Stockholm wird vermutlich von der Mehrheit der Teilnehmer einer entsprechenden Reise erwartet. Aber auch die Kathedralen in Uppsala und Lund können von Interesse sein, oder ein kurzer Besuch in Linköping, da man von hier aus den Göta Kanal und das Kloster Vreta erreichen kann, weitere Attraktionen Schwedens. Natürlich kann jedes Reisebüro eine eigene Tour ausarbeiten, aber wir helfen auch gerne einige ideale Routen vorzuschlagen.
 
Die nördlichste Wikingerstadt Schwedens findet man natürlich im Gamla Uppsala, einer Stadt die in jener Zeit direkten Zugang zur Ostsee hatte. Heute findet man dort die bekannten Königshügel, das bedeutendste Wikingermuseum (Gamla Uppsala Museum) in dem Fundstücke der Wikingerzeit zu sehen sind die alle aus der zweitältesten Handelsstadt der Wikinger kommen, aus Gamla Uppsala. Nur wenig hundert Meter vom Museum entfernt liegt auch die alte, ursprünglich katholische Kirche von Gamla Uppsala, die zwar erst am Ende der Wikingerzeit auf einer vorhergehenden Kirche erbaut wurde, in der jedoch auch einer der sieben Runensteine der Umgebung eingemauert wurde. Nach einer Legende stand hier einst auch ein goldener Tempel, so dass diese Wikingerstadt als das sehr frühe spirituelle und politische Zentrum Mittelschwedens galt, zu einer Zeit als die Wikinger noch nicht existierten.
 
Noch bevor Gamla Uppsala zum wichtigsten Handelsort der Wikinger wurde, gab es, weiter südlich, eine andere Stadt am Wasser in der die Wikinger, und einige Völker vorher, einen bedeutenden Handelspunkt hatten, nämlich Sigtuna, die älteste Stadt Schwedens, mit dem kleinsten Rathaus des Landes. Im Sigtuna Museum kann man die Geschichte der Stadt von der Steinzeit bis zum Mittelalter entdecken, wobei die Wikinger hierbei eine wichtige Rolle einnehmen. Aber nicht nur in der Stadt Sigtuna selbst kann man, dank zahlreicher Runensteine, die Wikinger nachweisen, sondern auch im nahen Grabfeld Välsta (Välsta Gravfält), wo bereits die Wenden ihre Toten begruben, bevor die Wikinger dann gegen Mitte des 8. Jahrhunderts das Grabfeld übernahmen.

Ein Wikingerhelm des 10. Jahrhunderts
Foto: Herbert Kårlin

Stockholm liegt nicht sehr weit von Sigtuna entfernt und in der dortigen Altstadt (Gamla Stan) kann man auch einen einzigen Runenstein entdecken, der allerdings ursprünglich nicht in Stockholm aufgestellt worden war, da die schwedischen Wikinger nie in Stockholm lebten, ebenso wenig wie die norwegischen in Oslo oder die dänischen in Kopenhagen, da es um diese Zeit noch keine dieser Städte gab und Stockholm zudem noch weitgehend unter Wasser stand, da die Landhebung zur Wikingerzeit nicht weit genug fortgeschritten war um die Inseln entstehen zu lassen. Dennoch lockt in Stockholm auch ein Wikingermuseum sehr viele Besucher an. Auch wenn man dort auch einige historische Ausstellungsstücke aus der Wikingerzeit findet so handelt es sich bei diesem Museum mehr um ein Abenteuermuseum mit zahlreichen Informationen, wobei jedoch nicht alle Informationen unbedingt Teile der ernsthaften Wikingerforschung sind.
 
Die Wikinger, die im Raum Stockholm lebten, befanden sich auf der Insel Björkö, wo man heute die Wikingerstadt Birka findet. Heute entdeckt man dort die Replik eines kompletten Wikingerdorfes und erlebt das Alltagsleben der Wikinger, zumindest während der Hauptsaison. Auch wenn auf Björkö früher Wikingerschiffe gebaut wurden, so kann man dort lediglich Repliken entdecken. Birka, mit seinem Wikingermuseum, eignet sich in Schweden am besten dazu eine Handelsstadt jener Epoche zu entdecken, denn im mittleren Schweden konnte man während der Wikingerzeit nicht die Eroberer und berüchtigten Räuber finden, sondern Händler die insbesondere die östlichen Länder besuchten, aber auch von der Landwirtschaft lebten.
 
Die Wege der Wikinger nach Sigtuna, nach Birka und zum Gamla Uppsala führten zwangsweise über die Ostsee, was bedeutet dass sie nicht nur an Gotland und Öland vorbeisegelten, sondern dass sie dort Handelsstationen einrichteten. Der Vorteil war dass, zum Beispiel, die dänischen Wikinger nur bis Gotland oder Öland mussten um dort die Waren zu verkaufen, also Zeit gewinnen konnten. Dies erklärt auch warum man, insbesondere auf Gotland, eine Unmenge an Schmuck, Münzen und anderen Gegenständen aus jener Zeit fand, die einerseits aus dem Osten kamen, also von schwedischen Wikingern transportiert wurden, aber auch Waren aus dem nordafrikanischen Raum, dem südlichsten Handelsgebiet der dänischen Wikinger. Aber auf beiden Inseln fand man natürlich nicht nur Handelswaren, sondern sowohl auf Öland, als auch auf Gotland, findet man mit die ältesten Runensteine aus der Wikingerzeit, neben Bildsteinen, die sogar noch weiter zurückreichen. Belege hierfür findet man vor allem im Fornsalen des Museums in Visby. Während man Gotland mit der Fähre von Nynäshamn aus erreichen kann, muss man bei Öland die Reise über Kalmar machen, von wo aus man über eine Brücke in kürzester Zeit auf Öland sein kann.
 
Falls man die Reise Richtung Linköping fortsetzt um auch den Göta Kanal und das Kloster Vreta zu entdecken, so sollte man auch den bekanntesten Runenstein aus der Wikingerzeit besuchen, nämlich den sogenannten Rökstenen, der sich direkt vor der Kirche in Rök befindet. Da dieser Runenstein 760 Runenzeichen aufweist und der Stein kein reiner Erinnerungsstein ist, gilt die Inschrift als das älteste literarische Dokument Schwedens. Nicht nur dass dies der einzige Runenstein weltweit mit einer so langen Inschrift ist, sondern es handelt sich hierbei auch um einen der ältesten Runensteine im nordischen Raum, da dieser Stein bereits gegen das Jahr 800 geschaffen wurden, also zur vorchristlichen Zeit, während die Mehrheit der Runensteine Schwedens erst gegen das Jahr 1000, also zur katholischen Epoche des Landes, aufgestellt wurden.
 
Die nächsten Spuren schwedischer Wikinger findet man dann in Lödöse und auch in Göteborg, wobei über die Reisen dieser Gruppe an Wikingern wenig bekannt ist, da man am Göta Älv lediglich ein einziges Handelsschiff der Wikinger ausgraben konnte, die meisten Fundstücke und Runensteine aus der Zeit um das Jahr 1000 entstanden und in Göteborg vor kurzem auch zwei Wikingergräber gefunden wurden. Sowohl im Museum in Lödöse, als auch dem Stadtmuseum in Göteborg kan man etwas in die Wikingerzeit eintauchen, wobei im Museum in Göteborg die Reste des Handelsschiffes zu sehen sind, das wiederum, zumindest im Sommer, als Replikat am historischen Hafen in Klippan liegt, und von dort aus bisweilen auch nach Dänemark aufbricht.

Der Runenstein von Rök
Foto: Herbert Kårlin

Auch in der Nähe von Helsingborg kann man die Anwesenheit der Wikinger nachweisen, auch wenn sie sich nicht direkt in der Stadt aufgehalten haben, sondern im früheren Fischerdorf Råå und im früheren Handelsort Ramlösa. Auch wenn man weiß an welchen Stellen die Wikinger ihre Niederlassungen hatten, so findet man heute kaum noch Reste aus jener Epoche. Allerdings gehörten die Wikinger dieser Gegend zu den dänischen Wikingern, hatten also mehr Beziehungen zu Roskilde und Aarhus als zu den nördlich liegenden, schwedischen Städten. Zu jener Epoche gehörte der südlichste Teil Schwedens zu Dänemark, hatte jedoch Handelsverbindungen zu den schwedischen Wikingern.
 
Etwas nördlich von Lund findet man Löddeköpinge mit seinem 25 Hektar großen archäologischen Themenpark Vikinga Tider der sehr eindrucksvoll die Epoche der Wikinger beleuchtet, ohne indes einen Unterschied zwischen den schwedischen und den dänischen Wikingern zu machen. Der Vorteil von Vikinga Tider ist jedoch dass man hier in das Leben der Wikinger auf einfache Weise eintauchen kann, also sehr viel über die damalige Landwirtschaft, die Tierhaltung, das Handwerk und vieles andere mehr erfahren kann.
 
Nicht sehr weit von Helsingborg entfernt liegt Lund, das bis zum Ende des 10. Jahrhunderts noch an einer anderen Stelle zu finden war, nämlich in Uppåkra, der bedeutendsten Handelsstadt der Wikinger im heutigen Südschweden, die jedoch vollständig abbrannte, so dass die Stadt bei der Jahrtausendwende in das Gebiet des heutigen Lund verlegt wurde. Da Uppåkra über 200 Jahre lang das politische, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Wikinger im heutigen Schweden war, sind die dortigen Ausgrabungen des Jahres 1990 die bedeutendsten in Schweden, zumal man hier keine Repliken findet, sondern selbst das Langhaus in seiner archäologischen Form zu sehen ist.
 
Auch wenn Malmö für die Wikinger keine große Rolle spielte, da man dort um diese Zeit keinen Handelsplatz anlegen konnte, da der größte Teil der Stadt zur Zeit der Wikinger unter Wasser lag oder auf andere Weise nahezu unbewohnbar war, so liegt südöstlich von Malmö die Bucht Foteviken wo man ein vollkommenes Wikingerdorf nachbaute in dem man dem Alltag der Wikinger nachgehen kann. Das Fotovikens Museum ist die einzige Anlage im Norden das das Dorf entsprechend der aktuellen Forschung nachbaute und hierfür die Werkzeuge, die Techniken und das Material aus der Epoche der Wikinger benutzte.
 
In nur einer halben Stunde kommt man von Malmö aus nach Trelleborg, einem weiteren Ort der Wikinger. In Trelleborg findet man die einzige, teilweise erhaltene, Ringburg (ringborg) Schwedens, die bis zur Wikingerzeit zurückreicht und jenen in Dänemark entspricht, zumal auch Trelleborg damals ein Teil Dänemarks war. Natürlich ist die ursprüngliche Burg als solches nicht mehr erhalten, aber die Rekonstruktion wurde an der gleichen Stelle erbaut an der der dänische Wikingerkönig Harald Blauzahn die Festung einst erbaute.
 
Aber die Wikinger spielten in der Geschichte Schwedens auch eine bedeutende kulturelle und religiöse Rolle, denn zum einen haben sie das Mittelalter in Schweden eingeleitet, zum anderen war diese Epoche auch der übergang von den Göttern der Nordischen Mythologie zum Katholizismus, denn, je nach Gegend, konnten Missionare aus England und Deutschland innerhalb von rund 100 Jahren die Wikinger vom Heidentum zum Christentum bringen, also die gesamte Gesellschaft verändern. Dieser Wandel der Gesellschaft wurde auch über Runensteine dokumentiert, was unsere Reiseleiter gerne genauer erklären, wie sie auch die Geschichte der Wikinger zum Leben erwecken können.